Der RWV Köln bei den Bayreuther Festspielen 2018

Bayreuther Festspiele 2018

Erinnerungen des Vorsitzenden 

05.08.2018

Auch in diesem Jahr machten sich wieder fünf junge Musiker in die oberfränkische Hauptstadt auf, um als Stipendiaten des RWV Köln die Festspiele zu besuchen. Nachdem die jungen Künstler Ihre Quartiere bezogen und erste Kontakte zu anderen Stipendiaten geknüpft haben, fand mit dem „Fränkischen Abend“ ein gemeinsames Abendessen mit der Stipendienstiftung statt. Der Abend klang in gemütlicher Stimmung heiter aus.

06.08.2018

Die Begrüßung durch die Festspielleitung, Frau Prof. Katharina Wagner, in der Walhall Lounge oberhalb des Festspielhauses, ist nicht nur für Bayreuth-Neulinge ein besondere Termin. Der Vorsitzende der Stipendienstiftung, Herr Dr. Stefan Specht und der Präsident des RWV-International, Herr Horst Eggers, sowie Vertreter der Stadt Bayreuth schlossen sich mit freundlichen Worten der Begrüßung an. 

Erster Höhepunkt an diesem Tag war die Besichtigung des Festspielhauses. Als sich die Türen zum Saal öffneten, begannen die Augen vieler Besucher zu leuchten. Ein unüberhörbares Raunen erfüllte das amphitheatralische Rund. Zwei ausgewiesene Kenner erzählten wissenswertes zum Bau und zur Geschichte des Hauses. Dann ging es in den „mystischen Abgrund“, jenen Abstand zwischen erstem und zweitem Proszenium, in dem der Schalldeckel über dem Orchestergraben das für die Zuschauer unsichtbare Orchester im Festspielhaus verbirgt. Für unsere beiden Dirigenten sicherlich einer der spannendsten Momente während ihrer Zeit in Bayreuth. Zielstrebig wurde der Dirigentenstuhl, auf dem bereits der Meister selbst zu sitzen pflegte, angesteuert, begutachtet und bewundert. 

Am Nachmittag stand mit „Lohengrin“ die erste Aufführung im Festspielhaus auf dem Plan. Die Bläserfanfare signalisierte deutlich den baldigen Beginn und die jungen Künstler nahmen zum ersten Mal Ihre Plätze ein. Sicherlich überkam jedem ein wohliger Schauer, als die zarten Klänge des A-Dur Vorspiels das abgedunkelte Theater langsam mit „Leben“ füllten. Als das „süße Lied“ verhallte nahm man es sicherlich keinem Übel, der „Welt entronnen“ zu sein. 

07.08.2018

Von „Gewitter und Sturm“, wie es am Abend im „fliegenden Holländer“ vom besetzungsstarken Männerchor eindrucksvoll dargeboten wurde, konnte an diesem Tag nicht annähernd die Rede sein. Die Hitze drückte bereits am Morgen auf die noch frischen Häupter. Die gut gekühlten Räume des Wagner-Museum boten daher Labsal und Erquickung.  

In diesem Jahr hatten die Stipendiaten die Gelegenheit zwei lebende Legenden zu treffen: Dame Gwyneth Jones (Sopran) und Sir Donald McIntyre (Bariton). Im großen Saal von Wahnfried gestaltete die „Brünnhilde“ des Jahrhundert-Rings einen interessanten und sehr unterhaltsamen Meisterkurs mit zwei jungen Sängern. Der „Wotan“ des Jahrhundert-Rings, der als Gast die Festspiele besuchte, war sichtlich erfreut über jede persönliche Ansprache und stand gerad zu unermüdlich für jeden Foto-Wunsch zur Verfügung.

Am Abend folgte dann mit der zweiten Aufführung der bereits erwähnte „fliegende Holländer“. Das stürmische Werk vermochte es leider nicht im aufgeheizten Festspielhaus für ein erträgliches Klima zu sorgen. Die Stimmung der Gäste, die die Aufführung mit tosendem Applaus würdigten, konnten die subtropischen Temperaturen allerdings nicht beeinflussen. 

An diesem Abend wurde auch die Tradition eines gemeinsamen Abendessens wieder aufgenommen. Man traf sich mit allen Stipendiaten, Freunden und Gästen und genoss bei gutem Essen und fränkischen Bier einen stimmungsvollen Abend. 

08.08.2018

Am Tag der Eröffnung der Bayreuther Festspiele erweist der Festspiel Chor mit dem traditionellem „Grab-Singen“ dem Meister die Ehre. Die Stipendiaten bewiesen ihrerseits mit einem feierlichen Akt in Form einer Kranzniederlegung dem Komponisten Ihre Dankbarkeit. Amüsant und zugleich rührend wurde von vielen wahrgenommen, dass auch Wagners treuer Gefährte Russ, ein beindruckender Neufundländer, unweit des Grabes seines Herrchens zur Ruhe gebettet wurde. 

Am Nachmittag fand mit „Parsifal“ die dritte und letzte Aufführung am grünen Hügel statt. Ob dabei der Tatsache bewusst, die Festspiele für die nächsten Jahre nicht zu besuchen, die „Zeit zum Raum“ wurde, mag jeder für sich selber entscheiden. Geradeso schien es, den eigenen Aufenthalt im Festspielhaus so lange wie möglich zu verlängern, denn die phantastische Sängerdarbietung mündete in langanhaltende, tumultartige Beifallsbekundungen. Mit den Worten „Du weißt, wo du mich wiederfinden kannst“ verabschiedete man sich in die Nacht. 

09.08.2018

Hochoffiziell ging es am vorletzten Tag beim Empfang im Rathaus der Stadt Bayreuth weiter. Die Oberbürgermeisterin Frau Brigitte Merk-Erbe begrüßte alle Stipendiaten auf das herzlichste und bedankte sich für das Interesse an Bayreuth und den Festspielen. Im Anschluss konnte während einer Stadtsführung der Charme und die Geschichte der oberfränkischen Stadt in Erfahrung gebracht werden.

Krönender Abschluss am Abend war das „Internationale Stipendiatenkonzert“  im Europasaal des internationalen Jugendkulturzentrums Bayreuth. Ein begeistertes Publikum erfreute sich an den Darbietungen der jungen Künstler. Als Gast konnte der österreichische Bassist Günther Groissböck gewonnen werden, der bei den diesjährigen Festspielen als „Gurnemanz“ und „Veit Pogner“ zu erleben war. Der Abend schloss mit einer fröhlichen Feier aller Beteiligten ab.

10.08.2018

Nach einer sicherlich anstrengenden aber auch spannenden Woche voller neuer Eindrücke stand an diesem sonnigen Freitag die Heimreise der Stipendiaten an. So mancher mag wehmütig auf die zurückliegende Zeit geblickt und insgeheim denn Wunsch geäußert haben, im kommenden Jahr als privater Gast die Festspiele zu besuchen.  Rückblickend betrachtend waren die Bayreuther Festspiele 2018 für alle ein großartiges musikalisches Ereignis, von dem wir sicher alle noch lange zehren werden. 

Christian H. Stürzl

 

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(v.l.) Benjamin Hewat-Craw, Jannis Hoesch, Henrick Schöll-Naderer, Maria Jasmin Keller, Christian Stürzl, Hamed Garschi, U. Rochels, C. Ortiz